Nachdem sich unsere Velos und die gesamte Ausrüstung letztes Jahr im Flachen gut bewährt hatten, durften sie sich (und wir uns) diesen Herbst in den Bergen beweisen.

Ohne grosse Routenplanung oder Reisevorbereitung packten wir unsere Velos Ende September in den Zug nach Genf. Von dort brachen wir Richtung Süden auf. Wegen den Menschenmassen gab es in den Gassen von Annecy kaum ein Durchkommen, weshalb wir den Glacestopp zum Glück auf den späteren Nachmittag verschoben… Ganz unerwartet genossen wir in der «La chocolaterie des Bauges» kurz vor unserem Campingplatz die beste Glace der ganzen Ferien 🙂 Das Schokoladensorbet war ein Gedicht!

Ein weiteres Highlight folgte am nächsten Morgen, als uns unsere Nachbarin auf dem Campingplatz einen warmen Kaffee ans Zelt brachte. Sie hatte Erbarmen mit uns, weil es in der Nacht stark geregnet und gewittert hatte. Erbarmen wäre nicht nötig gewesen, da unser Zelt dicht hielt und es zu regnen aufhörte, als wir gegen Mittag endlich aufbrachen. Die Route durch die (Haute) Savoye führte uns über viele kleinere und grössere Pässe. Wir wurden mit schönem Wetter und zahllosen Käsereien mit bestem (Ziegen)käse verwöhnt. Über Chambery und Grenoble fuhren wir durchs Vercors Richtung Haute-Provence.

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Je näher wir der Provence kamen, desto prominenter tauchte der Mont Ventoux auf der Karte auf. Wir entschieden uns, diesen legendären Tour-de-France-Berg als Herausforderung in unsere Route einzuplanen. Dank frühem Start und geduldigem tschaupe erreichten wir vor dem Mittag den Gipfel des Mont Ventoux und stellten uns, wie dutzende andere Velofahrer, in die Schlange fürs Gipfelfoto 🙂

Dass wir diesen ersten „richtigen“ Pass erfolgreich bewältigen konnten, stimmte uns für die Weiterfahrt durch die Alpen zuversichtlich. Nach zwei weiteren schönen Passfahrten, sassen wir in Guillestre einen Regentag aus. Zum Glück endete der Dauerregen nach 24h, sodass wir am nächsten Morgen die lange Fahrt zum Col d’Agnel in Angriff nehmen konnten. Der Pass war mit 2744Hm der geographische Höhepunkt unserer Reise und auch landschaftlich ein absolutes Highlight. Warm eingepackt fuhren wir bergab zum ersten richtig guten Café, Benvenuti in Italia :). Die Dorfbars, die wunderschöne Landschaft im Piemont und hübsche Städtchen wie Vigevano liessen uns ganz vergessen, dass die italienischen Strassen löchrig, schmal und viel befahren waren. Die unzähligen Deutschschweizer Touristen in Alba und Asti haben uns dazu bewogen, nicht über den Tessin sondern via Domodossola und Simplon in die Schweiz zurückzukehren.

Unsere Drahtesel haben sich in den zwei Wochen als gute Berggänger bewiesen. Langsam und stur haben sie viele Höhenmeter gemeistert und absolut einwandfrei funktioniert. Die ausreichende Versorgung mit Hafer war dank der vielen Boulangeries und Panneterie stets gewährleistet. Auf den Abfahrten haben wir unsere Ladegeräte am Nabendynamo angeschlossen und so genügend Strom für unsere Kamera- und Handyakkus produziert.

Unsere Velos und Ausrüstung sind bereit für den grossen Einsatz ab dem kommenden Frühling. Sie warten im Schlafzimmer ungeduldig darauf, dass es im April losgehen kann. Wir auch!