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Pannen
Zelt
ohne Dusche
>50% Sonne
Schokolade
Durch Anatolien, Teil 2
Einem unvorhergesehenen Pausentag in Pertek verdanken unsere Velos ihre fällige Wartung und wir konnten bereits wieder einen Blogeintrag schreiben.
Letztmals haben wir aus Göreme berichtet. Dort schauten wir zu Sonnenaufgang jeweils den Ballonen zu und assen später in der Dorf-Kantine Zmittag. Während der heissesten Zeit des Tages waren wir im Hotel und haben eine neue Materiallieferung für Georgien organisiert, die Weiterreise recherchiert und am Blog gearbeitet.
Im Abendlicht besichtigten wir die verschiedenen Täler mit ihren Gesteinsformationen und Felskirchen, für welche die Gegend weltbekannt ist. Bei der Erkundung des Rose Valleys hat sich uns ein junger Türke praktisch wortlos angeschlossen. Später gesellte sich ein streunender Hund dazu. David führte unser Quartett souverän durch die wunderschöne Landschaft und reagierte ebenso souverän, als unser zweibeiniger Begleiter sein leeres Wasserfläschchen in der Natur entsorgte: Ob er sein Fläschchen soeben weggeworfen habe? Ja klar, es sei leer und es gäbe hier keinen Abfallkübel… Er solle es doch bitte mitnehmen, sagt David höflich. Widerwillig hat der junge Mann einen Platz in seiner Hosentasche gesucht und die Flasche bis zum nächsten Kontainer getragen. Den Flaschendeckel schmiss er in einer unbeobachteten Minute weg… ob er wohl zu schwer war? Solche Abfall-Geschichten erleben wir tagtäglich. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen steht für uns im Kontrast zu ihrer unbedachten Abfallentsorgung. Ironischerweise heisst «Güsel» auf Türkisch «wunderschön»… 🙂
Nach unserem Aufenthalt in Göreme waren wir froh, den staubigen Ort (es werden momentan alle Strassen im Dorf neu gepflästert) wieder zu verlassen. Bis zu unserem nächsten Höhepunkt, dem Mount Nemrut Nationalpark, waren wir fünf Tage unterwegs. Nach dem bequemen Aufenthalt in Göreme hatten wir auf der Fahrt durch die karge und wenig abwechslungsreiche Landschaft einige Motivationsprobleme. Teehäuser, Tankstellen und die kleinen Märkte waren an manchen Tagen unsere Lichtblicke am Horizont.
Um die Aprikosen-Region Malatya wurde die Reise wieder spannender. Am Strassenrand und auf den Dächern sahen wir zum Trocknen ausgelegte Aprikosen. Bei einem Teehalt durften wir die Verarbeitung der Aprikosen aus der Nähe betrachten. Die ganzen Früchte trocknen in der Sonne vor, damit der Stein später von Hand herausgedrückt werden kann. Wenn ihr euch beim Verzehr von Trockenaprikosen achtet, könnt ihr den Prozess nachvollziehen. Die Steine werden nicht entsorgt, sondern aufgeschlagen und der mandelartige Kern gegessen.
Wer sich für die (politischen) Hintergründe der Region Malatya interessiert, dem können wir die Sendung International «Türkei: Erdogan und die Aprikosenstadt» von Radio SRF sehr empfehlen.
Ab Malatya ist der Mount Nemrut Nationalpark über eine Sackgasse von knapp 100km mit 3000Hm zu erreichen. Wir bewältigten die ersten beiden Pässe mit dem Velo und übernachteten vor dem Hauptaufstieg bei einem Motel. Die letzten 1000Hm konnten wir mit Autostopp abkürzen. Mount Nemrut ist das Grab von König «Antiochus I Epiphanes». Zum Schutz vor Grabräubern, liess er sein Grab mit einer 50m hohen Kieselpyramide überschütten. Auf je einer östlichen und westlichen Terrasse wachten Figuren mit 2m hohen Köpfen: Antiochus, vier persisch-griechische Gottheiten sowie je zwei Löwen und Adler. Die Figuren wurden umgestossen und zur Entweihung ihre Nasen abgehauen. Erst 1881 wurde das Grab «wiederentdeckt» und wahrscheinlich konnte bis heute niemand in die Grabkammer vordringen. Die Stätte ist sehr eindrücklich und die Aussicht vom Berg ist phänomenal… aber auch seeehr abgelegen.
Zwei weitere Velo-Tage haben uns nach Pertek geführt. Nach der Fährüberfahrt über den Stausee haben wir im nahen Sportzentrum nach einer Übernachtungsmöglichkeit gefragt. Der Empfang war so herzlich, dass wir der Einladung zu einem Ruhetag gerne folgten. Dank unserem lieben Gastgeber und seinen KollegInnen fühlen wir uns hier wie zu Hause und dürfen die Infrastruktur inkl. Pool benutzten. Wir wurden sogar zu einem Bootsausflug und leckerem türkischem Essen eingeladen 🙂
Morgen wollen wir früh Richtung Nordosten weiterfahren, um möglichst schnell Höhe zu gewinnen. Hier auf 800m.ü.M. ist es nachmittags im Schatten mehr als 38°C heiss, auf der Strasse steigt das Thermometer schnell über 45°C. Ab morgen werden wir wieder auf mehr als 1500m.ü.M. und damit bei kühleren Temperaturen unterwegs sein.
Wir freuen uns immer sehr über eure kurzweiligen Reiseberichte. Auch hier in der Schweiz ist es sehr heiss. Wie geht ihr mit der Hitze um? Könnt ihr oft Wasser kaufen, wie viele Liter habt ihr bei euch? LG Annemarie und Ruedi
Danke! Wir stehen früh auf und machen während den heissesten Stunden Siesta. Wasser können wir an Brunnen oder bei Moscheen auffüllen. Wir haben je eine 1.5l Flasche am Velo, abends füllen wir zusätzlich je eine 2.5l Flasche auf.
Auch eine humoristisch-linguistische Wohltat dieser Blog: „Bei der Erkundung des Rose Valleys hat sich uns ein junger Türke praktisch wortlos angeschlossen. Später gesellte sich ein streunender Hund dazu.“ Wenn nur dieser cheibe Ghüder nicht wäre! Ich freue mich auf baldige neue Blogeinträge und über Davids nachhaltigen Beitrag für eine Welt mit weniger Ghüder in der freien Natur:-)
Merci für deinen Kommentar… über Humor und den angebrachten Sprachgebrauch lässt sich bekanntlich streiten 😉
Einfach sehr interessant mit den schönen Photos.
👍
So oft sehen wir Velotourenfahrer und dann denken wir ganz fest an euch. Es ist ein unglaubliches Abendteuer und ihr seid so gut unterwegs. Wir freuen uns immer schon auf die nächsten Berichte.
Unsere 2 Tagesvelofahrt der Aare, dem Rhein und der Glatt entlang war auch sehr schön😀.
Schön wars dass Tiffany mitgefahren ist.
Au
Merci, das freut uns sehr 🙂