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Pannen
Zelt
ohne Dusche
>50% Sonne
Schokolade
Geduldsprobe auf Bali
In Indonesien läuft vieles anders als gewohnt, beispielsweise der Kauf von Fährtickets: Viele Kilometer vor dem Hafen reihten sich am Strassenrand dutzende Ticketverkaufsstellen für die einzig verfügbare Fähre auf. Aber erst im dritten Anlauf konnte uns jemand ein Ticket ausstellen.
Bei den anderen war das System nicht verfügbar😉. Die Kaufquittungen mussten wir am Hafen gegen die richtigen Tickets eintauschen, welche als Doppel ausgestellt wurden. Irgendwo auf der Anfahrtsrampe zur Fähre sammelte ein weiterer Mitarbeiter die Kopien ein. Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht😊? Wir waren zufrieden, als das Schiff bald darauf ablegte und wir gemächlich von der Insel Java nach Bali tuckerten.
Eine kurze Velofahrt brachte uns nach Pemuteran an der Nordküste von Bali. Hier richteten wir uns für ein Weilchen in einem Bungalow ein. David durfte sich zwei Tage lang damit beschäftigen, dass unser Laptop nach einem Windows-Update seine Tastatur nicht mehr erkannte. Zur Lösung des Problems konnten wir einem Bastler seine gebrauchte Tastatur abzukaufen, welche wir nun mitschleppen. Ich nutzte die Zeit, um unsere Ausrüstung für die Weiterreise nach Australien vorzubereiten und begann, alles gründlich zu putzen. Als zusätzliche Einstimmung auf Australien besichtigten wir ein nahegelegenes Weingut inklusive Degustation😉. Ansonsten bewegten wir uns nur für die tägliche Fahrt zu einem kleinen Imbiss im Nachbardorf.
Wir hatten es nicht eilig weiterzufahren, denn die Recherche zu den Sehenswürdigkeiten der Insel enthüllte, dass für jeden Aussichtspunkt, Wasserfall, Wanderweg und Reisterrasse ein happiger Eintritt fällig war und ausser dem Zutritt keine Infrastruktur oder Information geboten wurde. Dies kürzte unser Inselprogramm auf ein Minimum, nämlich die Überquerung mit möglichst schönen Panoramen und (gratis) Reisterrassen.
Der eigentlich kurze Anstieg durchs Nelkenanbaugebiet zum Tamblingan See führte uns über eine Strasse mit entweder 0% oder 15-20% Steigung. Einen angenehmen Tritt konnten wir nie finden. In einer Steilpassage half mir eine nette Balinesin sogar, mein Velo zu schieben😄! Obwohl Bali von Besuchern überschwemmt wird, waren wir sehr positiv überrascht, wie wahrhaftig freundlich und herzlich wir überall begrüsst wurden!
Am nächsten Tag verzichteten wir wegen Nebel und Regen auf die Besichtigung touristischer Sehenswürdigkeiten und pedalierten auf Umwegen in die Stadt Ubud. Während wir an diesem Montagmittag auf unser Nasi Goreng warteten, prüfte David einmal mehr den Status seiner Visumsverlängerung. Mit Entsetzen stellte er fest, dass der Prozess keinen Schritt vor-, sondern zwei rückwärts gemacht hatte! Der zuständige Offizier forderte nochmals alle Dokumente an😟. Unsere aufgebrachte Anfrage an den WhatsApp Kontakt vom Imigrasi ergab, dass eine Systemwartung die Visaplattform in der Woche zuvor lahmgelegt und die hochgeladenen Dokumente vernichtet hatte. Zurück auf Feld eins!
Die Geschichte zur Visaverlängerung dauerte nun bereits drei Wochen und wir hatten bis zur Abreise nur noch drei Tage Zeit, sie zu beenden. Ohne gültiges Visum wäre die Ausreise einzig gegen die horrende Strafgebühr von 600 CHF für die überzogenen Tage möglich, wenn überhaupt! Das Frustrierende an unserer Situation war, dass wir der bürokratischen Willkür und Korruption komplett ausgeliefert waren. Gesetzlich wäre ein Garantieschreiben nicht nötig und die Visumsverlängerung sollte nach dreitägiger Bearbeitungszeit abgeschlossen sein. An beides hält sich auf Bali aber niemand, denn mit ungeduldigen Touristen lässt sich viel Geld verdienen. Sie müssen eines der unzähligen Reisebüros, Immigrationsanwälte oder Beamte bezahlen, damit diese ihre Anliegen regeln und sie das Land verlassen oder ihre Flitterwochen geniessen können. Wir waren sicher, dass ein Immigrationsanwalt unser Problem mit einem einzigen Anruf behoben hätte. Auf diese einschlägigen Dienste wollten wir nicht nur wegen den Kosten verzichten, sondern insbesondere um die blühende Immigrationswirtschaft nicht zu unterstützen.
Wir beschlossen, am nächsten Morgen nach Denpasar radeln, um dem Immigrationsbüro einen Überraschungsbesuch abzustatten. Doch schon am Informationsschalter wurde David abgewiesen. Sie seien nicht zuständig, wir müssten uns ans Immigrationsbüro am anderen Ende der Stadt wenden… Was zum Teufel?!
Also fuhren wir 20 Kilometer durch den Morgenverkehr der balinesischen Hauptstadt, um das besagte Büro aufzusuchen. Zu unserer Überraschung wurde David zügig bedient und erhielt die Auskunft, dass sein Antrag noch am selben Tag bearbeitet würde. Wir waren erstaunt und erleichtert als wir zwei Stunden später die Visaumsverlängerung tatsächlich im Posteingang hatten!
So blieben uns Zeit und Musse, die Tage in Kuta zu geniessen. Unser preiswertes Gästehaus befand sich mitten im Ballermannquartier, wo es viel weisse Haut zu bestaunen gab. Egal wie gross die Körperoberfläche einer Person, der Stoff um diese zu bedecken, war in der Regel knapp bemessen😉. Trotzdem gefiel uns Kuta unerwartet gut. Es war ein zufriedenes Miteinander von Einheimischen, Pauschaltouristen, Yoga-Urlaubern, Surfern, Aussteigern und Reisenden. Wie alle anderen, zog es uns jeweils zum Sonnenuntergang an den Strand von Kuta..
Nach fast einem halben Jahr in Südostasien freuen wir uns auf einen Szenenwechsel. Trotz intensiver Recherche fanden wir keine Schiffpassage nach Darwin, weshalb wir heute per Flugzeug nach Australien weiterreisen. Mit gründlich gereinigten Velos, Taschen und grossen Kartonkisten auf dem Gepäckträger pedalierten wir am Vormittag zum Flughafen. Weil wir erst am Abend abfliegen, konnten wir unsere Velos ganz ohne Stress verpacken und auch die Ausreiseformalitäten gelassen angehen. Nun sitzen wir am Gate, warten auf den Flug nach Darwin und freuen uns auf die Zeit in Australien!
Einen guten Flug wünsche ich!
Hatten wir👍!