Obwohl sich David erfreulich schnell und gut von seinem Dengue-Fieber erholte, gingen wir unsere Australienreise gemächlich an. Am ersten Tag beschränkten wir uns darauf, das Siedlungsgebiet von Darwin auf einem angenehmen Veloweg zu verlassen.

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Nach dem gelungenen Start fühlten wir uns fit genug für eine Tour durch den Litchfield Nationalpark, welcher für seine Wasserfälle mit krokodilfreien Bademöglichkeiten und die vielen Termitenhügel bekannt ist. Der Park ist so überschaubar, dass wir unsere Rundfahrt in «nur» zwei Tagen abgeschlossen hatten und auf dem Stuart Highway wieder Richtung Norden pedalierten. Wir wollten nämlich auch den Kakadu Nationalpark besuchen und uns für diese kleine Expedition in Humpty Doo mit Vorräten eindecken. An der 450km langen Strasse durch den Park gibt es drei Tankstellen mit Kiosk sowie einen kleinen Laden. Unser Proviant musste also für eine Weile reichen.

Mit schweren Velos (in australischem Englisch Pushbikes, Abkürzung ‘Pushies’), leichtem Gegenwind und rauem Strassenbelag kamen wir nur langsam voran. Aber in der Busch-, Gras- und Flusslandschaft gab es für uns immer wieder etwas zu sehen: ausgewilderte Büffel, Rinder, Pferde und Esel sowie einheimische Wallabies (kleine Kängurus, Abk. ‘Roos’) und Salzwasserkrokodile (Abk. ‘Salties’). Diese Krokodile (Abk. ‘Crocs’) leben auch im Süsswasser und auf dem Speiseplan stehen unter anderem unvorsichtige Menschen. Die allgegenwärtigen Croc-Stories sind sehr lehrreich. So erfuhren wir, dass man bei einer Attacke die Schnauze des Krokodils mit einer Angelschnur zusammenbinden sollte😊.
Und wie ihr bemerkt, lieben die Australier Abkürzungen für alle möglichen Wörter… wir auch😉.

Viele Attraktionen waren im Kakadu Nationalpark geschlossen oder zu weit weg von der Asphaltstrasse und wir nahmen lieber eine 7km Sackgasse für ein kaltes Getränk als für einen ausgetrockneten Wasserfall in Kauf. Umso mehr, weil wir die Öffnungszeiten des einzigen Ladens in Jabiru um 45 Minuten verpasst hatten. Der Abstecher zu gut erhaltenen Aboriginal Felszeichnungen war aber alleweil eine kleine extra Anstrengung wert.

Bei Pine Creek erreichten wir nach sechs Tagen wieder den Highway. Das riesige Verkehrsaufkommen aus Wohnmobilen und -wagen im kleinen Dörfchen war fast so eindrücklich wie Kaffee und Scones eine Freude. Auf der Ausfahrt zum Stuart Highway wies uns ein Schild freundlich darauf hin, dass wir bereits in 89km im Städtchen Katherine die nächste Pause einlegen sollten😉. Da liessen wir uns nicht zweimal bitten und strampelten anderthalb Tage eifrig dem nächsten Kaffee entgegen. Die Fahrt auf dem verkehrsreichen Highway war auch abgesehen vom Gegenwind kein Vergnügen. Wir mussten immer auf alle möglichen Fahrzeuge gefasst sein, um nicht unkontrolliert von der schmalen Schulter abzukommen. Die berühmt-berüchtigten Road Trains mit bis zu 53.5 Meter Länge und maximal vier Anhängern waren weniger problematisch als die unzähligen Wohnwagen, welche uns oft knapp und rücksichtslos überholten.

Nach Katherine einzurollen war eine Wohltat: breite Strassen, Cafés und ein Woolworth Supermarkt😊 (Abk. ‘Woolies’). In der Touristeninformation holten wir Auskunft über die Katherine Schlucht ein und erhielten dank WiFi die Nachricht, dass wir in letzter Minute Unterschlupf bei Warmshowers Gastgebern gefunden hatten. Wir Glückspilze! Margaret und Peter brachten uns sehr unkompliziert und freundlich in ihrem Wohnzimmer unter. Shaun, ein sympathischer Velofahrer aus Neuseeland, war bereits im Gästezimmer einquartiert. Die Gastfreundschaft war so unlimitiert, dass wir uns die Zeit für eine kurze Zweitageswanderung entlang der Katherine Schlucht im Nitmiluk National Park nehmen durften. Peter fuhr uns sogar mit dem Auto zum Ausgangspunkt!

Wir genossen es sehr, wiedermal eine wahrhaftige Wanderung zu unternehmen und auf kleinen Pfaden einen Campingplatz mit phänomenaler Aussicht auf den Fluss und die Schlucht zu erreichen. Per Autostopp kamen wir zurück nach Katherine, wo wir uns am Abend das Ereignis des Jahres, die Katherine Show, nicht entgehen liessen. Das Rasenmäherrennen fanden wir peinlich und zum Fremdschämen, die patriotischen Rodeo-Wettkämpfe hingegen spektakulär.

Nach einem weiteren Ruhetag mit entspannendem Bad in den warmen Quellen von Katherine (heiss waren sie nicht) machten wir uns an die Weiterfahrt. Aber wohin? Direkt nach Süden dem Stuart Highway entlang ins Zentrum zu Uluru und Co.? Oder etwas südlicher links abbiegen, um später der Ostküste zu folgen? Nein, darauf hatten wir keine Lust. Als längere Alternative bot sich eine Tour nach Westaustralien an. Darauf hatten uns viele Leute und Berichte gluschtig gemacht und dafür entschieden wir uns.

Bis in die nächste Ortschaft Kununurra waren es ca. 600km ohne nennenswerte Einkaufsmöglichkeiten. Also packten wir Essen für sieben Tage auf unsere Velos und bunkerten zusätzlich je 6L Wasser, welches als Vorrat bis zum nächsten Wassertank reichte. Läck, hatten wir Spass daran, einen Abschnitt wiedermal richtig vorbereiten und planen zu können! Aber läck, waren unsere Pushies schwer😊!

Mit dem Wind im Rücken gefiel uns die Fahrt durch vielfältige Steppenlandschaften supergut. Auf dem ruhigen Victoria Highway hatten wir weder zu viel noch zu wenig Verkehr. Geschlafen haben wir im Busch oder auf Raststätten mit Wassertanks, welche von vielen Campingmobilen als gratis Übernachtungsgelegenheit genutzt werden. Unsere Tage bestanden aus Aufstehen, Zeltabbau, Zmorge (Abk. ‘Brekky’), 40 Kilometer pedalieren, Znüni, 40 Kilometer pedalieren, Zmittag, 20 Kilometer pedalieren, Zeltaufbau, Znacht, schlafen. Zusammengefasst, ein toller Roadtrip!
Wir ernährten uns von Lebensmitteln mit möglichst kompaktem Packmass wie Haferflocken, vielen Snacks, Tortillabrot mit Erdnussbutter, Spaghetti, Tomatensauce aus der Tube und etwas Fisch aus dem Beutel. Früchte und Gemüse waren Luxusgüter😊.

Dies änderte sich ab Timber Creek, dem einzigen Örtchen an der Strecke. Ab da waren wir auch mit Früchten und Gemüse stets gut versorgt, denn an der 200 Kilometer entfernten Grenze von Northern Territory zu Westaustralien werden Obst, Gemüse und Honig konfisziert. Die Einfuhr ist wegen möglichen Parasiten verboten und wird streng kontrolliert. Uns kam diese Regelung sehr entgegen, konnten wir doch Autofahrer guten Gewissens anfragen, ob sie etwas Frisches übrig hätten… und machten dabei tolle Bekanntschaften😊.

Nur wenige Kilometer vor der Einreise nach Westaustralien bogen wir auf eine sandige Strasse ab, um den kleinen, unbekannten aber hübschen Keep River Nationalpark zu besuchen. Wir übernachteten auf zwei verschiedenen Campingplätzen und unternahmen verschiedene Spaziergänge in der sehr schönen Savannenlandschaft mit eindrücklichen Felsformationen und Baobabbäumen. Eine fröhliche Wandergruppe aus Kununurra lud uns zum abendlichen Drink am Lagerfeuer ein und Ann bot uns sogar eine Übernachtungsgelegenheit in ihrem Haus in Kununurra an. Diese wunderbare Gelegenheit schlugen wir nicht aus und schreiben die letzten Zeilen dieses Beitrags in einem kleinen Café in Kununurra bevor wir zu Ann weiterziehen.