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Pannen
Zelt
ohne Dusche
>50% Sonne
Schokolade
Im Zickzack durch Südaustralien
Die Tage bei Karen und Graham in Port Lincoln vergingen wie im Flug. Wir durften ganz ungezwungen an ihrem Alltag teilhaben, gemeinsam essen, Geschichten austauschen, Fotobücher anschauen und mit Freunden Kaffee trinken.
Es tat gut, kurz in ein «normales» Leben zu blicken und sich mit etwas anderem zu beschäftigen als mit langen Velotagen, Windrichtungen, Wasser- und Nahrungsbeschaffung. Dass sich Karen und Graham Zeit nahmen, uns sowohl das Dorf als auch den umliegenden Lincoln Nationalpark zu zeigen, hat uns ausserordentlich gefreut. Mit dem Velo wäre uns der Weg zu weit gewesen und wir hätten die Ausblicke auf schöne Buchten, Strände und unsere erste Sichtung von Kualas verpasst. Vielen herzlichen Dank, Karen und Graham!
Etwas geschmeichelt fühlten wir uns, als sich ein Reporter des lokalen Radiosenders mit uns in Verbindung setzte (wie sich später herausstellte, auf Grahams Hinweis😉). Er wollte in den sozialen Medien einen Beitrag über uns veröffentlichen und entschied sich spontan, uns für ein Interview ins Radiostudio einzuladen. Völlig unvorbereitet und mit unserem Schweizer-Englisch war es wohl das schlechteste Interview seit Langem … und wurde zum Glück nie ausgestrahlt😊!
Nach einem fröhlichen und ausgefüllten Aufenthalt in Port Lincoln verabschiedeten wir uns von unseren wundervollen Gastgebern und waren bereit für die Weiterfahrt. Mit kräftigem Rückenwind pedalierten wir leichtfüssig zwischen ausgedörrten Getreidefeldern hindurch und statteten allen beschaulichen Küstendörfchen auf der Ostseite der Eyre Halbinsel einen Besuch ab. Schon bald erreichten wir die Durchgangsstadt Port Augusta, vor welcher uns alle gewarnt hatten. Wir fanden den Ort angenehmer als erwartet, legten eine Pause im gepflegten Stadtpark ein und änderten dort spontan unsere Pläne.
Bereits in Port Lincoln hatten wir die Wetterprognosen studiert und es zeichnete sich ab, dass milde (noch nicht zu heisse) Temperaturen eine Tour durch den Flinders Range Nationalpark ermöglichen könnten. Nun hatten sich aber zwei Hitzetage mit einer darauffolgenden Regenfront eingeschoben, keine idealen Reisebedingungen. So beschlossen wir, vorerst zum Mt. Remarkable Nationalpark bei Melrose zu fahren und dort die Hitzewelle abzuwarten. Das Regenprogramm würde sich dann irgendwie ergeben. Im grossen Supermarkt deckten wir uns rasch mit Vorräten ein und nahmen gegen Abend den unangenehm stark befahrenen Princess Highway Richtung Süden. Diesen konnten wir glücklicherweise bald verlassen und es folgte ein langsamer, fast verkehrsfreier Anstieg zum Horrocks Pass mit toller Übernachtungsmöglichkeit.
Zusammen mit der Hitzewelle rollten wir tags darauf ins Dörfchen Melrose ein. Hier lief überhaupt nichts und wir hatten die zwei Cafés und zwei Hotels schnell auskundschaftet. Eine gute Gelegenheit, nichts zu tun und richtig faul zu sein, denn sogar die Wanderwege waren wegen der Jagd auf eingeschleppte Wildtiere gesperrt. Die Öffnung der Pfade war für den nächsten Abend angekündigt, wobei sich so kurz vor dem Wochenende niemand um die Entfernung der Absperrungen kümmern mochte. Egal, wir kletterten über den Zaun und erklommen Mount Remarkable, dessen Aussicht alles andere als bemerkenswert war und im Wald aufhörte. Janu, wären wir nicht oben gewesen, hätten wir geglaubt, etwas zu verpassen.
Mit schweren Regenwolken am Horizont machten wir uns frühmorgens auf die Fahrt nach Quorn, wo wir eine Wetterbesserung abwarten wollten. Dass der Regen am Nachmittag tatsächlich einsetzte, kam sehr gelegen. David fühlte sich ohnehin nicht gut und war froh, sich im trockenen Aufenthaltsraum des Campingplatzes hinlegen zu können. Die folgenden Tage brachten noch mehr Regen, die Hälfte des normalen Jahresniederschlags. Abgesehen von viel Schlaf hatten wir reichlich Zeit, das hübsche aber auch sehr überschaubare Dorf zu besichtigen, seine Cafés zu testen und die abendliche Lichtshow am Silo gleich zweimal zu besuchen😊.
Nachdem es schon fast 24 Stunden trocken geblieben war, fanden wir es an der Zeit, Quorn Richtung Flinders Ranges Nationalpark zu verlassen. Gut, waren wir nicht früher aufgebrochen, denn auf der asphaltierten Strasse nach Hawker galt es einen (temporären) Fluss zu furten, welcher am Vortag noch unpassierbar gewesen wäre. Ein Feuerwehrmann sah uns auf den Fluss zupedalieren und kehrte um, damit er uns durchs Wasser chauffieren konnte. Oh, war das nett! Uns hätte die Furt ein paar Stunden gekostet und alles dreckig gemacht.
Beim Zmittag in Hawker legten wir unsere Route durch die Flinders Ranges fest. Als sich auf der Weiterfahrt einmal mehr dunkle Gewitterwolken am Himmel auftürmten, beschlossen wir kurzerhand, die Runde in umgekehrter Richtung zu absolvieren und den Pistenabschnitt auf den nächsten Tag zu verschieben. Unsere Geduld und die vielen Planänderungen zahlten sich aus. Dank des Regens war alles (verhältnismässig😉) grün und die Sicht klar. Die Wanderung auf den Saint Mary Peak war ebenso ein Genuss wie die Fahrt auf dem unbefestigten Scenic Drive durch den Nationalpark. Traumhaft!
Im Örtchen Blinman («Highest Town in South Australia») endete die Asphaltstrasse. Nach einer verdienten Erfrischung im Hotel bogen wir auf die steinige Holperpiste durch die Parachilna Schlucht ab. Auch diese Strecke war landschaftlich superschön. Auf der Westseite der Flinders Ranges endete das Bergmassiv abrupt und fiel auf die Ebene nach Parachilna ab. Das Dörfchen besteht nur aus wenigen Häusern und einem Hotel-Restaurant («Most remote Brewery of South Australia»). Leider kamen wir vor der Öffnungszeit an aber mein hemmungsloser Blick durchs Fenster brachte den erhofften Erfolg und wir durften im Inneren des ausserordentlich geschmackvollen Gästehauses einen exklusiven Kaffee geniessen😊.
Trotz Koffein und fantastischem Blick auf die Berge zog sich die Rückfahrt nach Hawker in die Länge. Als wir dort kurz vor Ladenschluss eintrafen, musste ich mir die Antwort auf Davids Frage «kühles Getränk oder Dusche?» keine Sekunde überlegen. Kühles Getränk! So sassen wir zufrieden mit unserem Cola in der Hand vor dem General Store, als Heinz auf uns zukam. Unser Landsmann war mit dem Mietauto unterwegs und ihm sind unsere CH-Kleber auf dem Schutzblech aufgefallen. Nachdem wir uns eine Weile unterhalten hatten, ging er sein gemietetes Häuschen in Empfang nehmen und kam umgehend zurück, um uns eine Dusche anzubieten und zur Übernachtung einzuladen. Gemeinsam bastelten wir ein einfaches Znacht aus unseren Vorräten und verbrachten einen geselligen Abend unter Schweizern. Merci Heinz!
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns und fuhren durch sanft hügelige Prärielandschaft Richtung Süden. Zwischen den winzigen Ortschaften gab es nichts ausser Land, weiten Himmel, ein paar Schafe und eine ruhige Strasse… einfach toll! Erst in Jamestown wurde es ein wenig geschäftiger, weil dort gerade die Vorbereitungen auf den abendlichen Weihnachtsumzug im Gang waren. In Erwartung des dörflichen «Grossanlasses» rückten die Zuschauer ihre Campingstühle an die besten Plätze und wir entschieden, uns das Ereignis nicht entgehen zu lassen. Nach der ersten Runde um den Dorfplatz hatten wir allerdings genug von der Parade gesehen und fuhren weiter.
Mit viel Rückenwind brausten wir durch Getreidefelder und Weiden, bevor unmittelbar vor Clare das Weinanbaugebiet begann. Wegen Reben und Weingütern wurden die Dörfer zahlreicher und sehr viel nobler, was uns nicht unbedingt ansprach. In einer scheinbar kleinen Kellerei probierten wir den lokalen Wein und mussten feststellen, dass die kostenpflichtige Degustation eigentlich als Verkaufsgespräch ausgelegt war. Kaum hatten wir den letzten Wein auf dem Bestelltalon gekostet, ging dem Manager die Geduld aus und er gab uns zu verstehen, dass sein Zmittag wartete. Hatte er uns nicht kurz vorher erklärt, dass er keine Australier einstelle, weil deren Arbeitsmoral nicht gut genug sei😉?
Mit diesem Erlebnis waren weitere Weindegustationen auf dem Weg durchs Barossa-Gebiet abgetan. Trotzdem gab es in den vielen Dörfchen mit Cafés und Bäckereien so viele Versuchungen, dass wir nur langsam vorankamen. In der hügeligen Landschaft der Adelaide Hills wähnten wir uns manchmal fast in Europa. Erst recht, als sich im touristischen Hahndorf deutsche Geschäfte aneinanderreihten. Beim Bäcker Otto gönnten wir uns einen Kaffee und etwas Süsses, um uns für den Aufstieg zum Mt. Lofty, dem Hausberg von Adelaide, zu stärken. Von dort blickten wir hinunter auf die kleine Innenstadt und ein Meer von Einfamilienhäusern. Welches davon würde wohl unser Zuhause für die kommenden Tage sein?
Wir waren auch in Hahndorf…
Es ist unglaublich, wie laut die australischen Vögel sind
unsere nächste Reise führt uns nach West Australien für gute 2 Monate, Mitte Juni starten wir.
Viel Spass bei der Plannung der Westaustralienreise!
Vertrag für tschaupe. als Buchpublikation bereits unterschrieben? Geniesst es!
Nein, kein Vertrag. Im Ernst Alex, wer soll so ein Buch lesen? …ausser Leute, die unsere Geschichten bereits aus dem Blog kennen…
ExLibris hat jetzt schon über 150 Bücher mit Reiseberichte von Velofahrern. Da brauchts nicht noch mehr😊.
Ihr kommt gut voran 👍🏻. Flinders Ranges fanden wir besonders schön.
Die Flinders Ranges waren defintiv ein Highlight!