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Pannen
Zelt
ohne Dusche
>50% Sonne
Schokolade
Colorado im Herbst
Im sympathischen Ort Lander war es ein Einfaches, ambitionierte Pläne für unsere Weiterfahrt zu schmieden: auf einer Schotterpiste durchs Great Basin, im Medicine Bow National Forest wandern und über die Trail Ridge Road durch den Rocky Mountain Nationalpark fahren…
Doch als es am Morgen der geplanten Abfahrt regnete, setzten wir uns lieber nochmals in eine der vier Bäckereien und warteten ab😊. Nach einer weiteren Gratisübernachtung im Stadtpark fiel unser erster Plan ins Wasser, denn die Fahrt durchs Great Basin soll bei Regen zur Schlammschlacht werden. Wir nahmen den einfacheren Weg über Asphalt und erreichten im Regen die Beinahe-Geisterstadt Jeffrey City. Hier bestätigten uns die beiden Männer im dunklen Loch, welches sich Café nannte, dass wir bei so viel Niederschlag im Basin steckengeblieben wären… „You ain’t goin’ nowhere”. Wir feierten unsere gelungene Routenwahl mit einem warmen Kaffee und freuten uns über die trockene Unterkunft in der Mehrzweckhalle der Kirche. Hartgesottene Abenteurer, eben😊!

Zwei Tage lang pedalierten wir durch wenig bewirtschaftetes Prärieland nach Saratoga. Auch hier stellt die Episcopal Church mit 13 Mitgliedern, davon 11 über 70-jährig, Wanderern und Velofahrern eine Unterkunft zur Verfügung. Wir hatten das ehemalige Pfarrhaus für uns allein, genossen das Kochen in der komplett ausgestatteten Küche und legten spontan einen weiteren Pausentag ein, um die heissen Quellen zu besuchen und unsere Velos zu warten. Dazu hätten wir während den vier Tagen in Lander ja keine Zeit gehabt😉.
Weil sich wieder schlechtes Wetter mit Schnee ankündigte, strichen wir auch die restlichen Pläne und fuhren direkt nach Frisco in Colorado weiter. Mit Regen und 4°C war es hier recht ungemütlich, kein Wunder, die Stadt liegt auf 2’800 Metern. Wir picknickten in einer Bushaltestelle, kochten unter einem Unterstand im Park und verbrachten die restlichen Stunden in einem Café. Weil wir uns 120 Dollar fürs günstigste Zimmer nicht leisten wollten, mussten wir unser nasses Zelt halt im nassen Wald aufstellen. Selbst schuld!

Das Gute an Schneeregen und der Kälte war, dass sich die Berge danach wunderbar gezuckert aus den Wolken schälten und mit den farbigen Herbstblättern ein prächtiges Bild abgaben. Sowohl Leadville, die auf 3’084 Metern höchstgelegene Stadt der USA, als auch der Independence Pass nach Aspen präsentierten sich in ihren allerschönsten Farben. Auf der Passhöhe des letzteren gab uns Offroad-Töfffahrer Scott viele Tipps zu tollen 4×4 Pässen, welche wir enthusiastisch in unsere Routenplanung aufnahmen. Zum Abschied wollte uns Scott etwas schenken, was unsere Reise noch spassiger machen würde und zog ein Plastikröhrchen mit Joints aus seiner Hosentasche. Dass wir dankend ablehnten, stiess auf wenig Verständnis😊.

Dem Nobelkurort Aspen konnten wir, abgesehen von seiner Lage und der günstigen Schweizer Schokolode im Supermarkt, nicht viel abgewinnen. Der Aufstieg zum Maroon Lake mit den gleichnamigen Bergen im Hintergrund lohnte sich jedoch alleweil. Auf der Weiterfahrt ergab es sich leider so, dass wir an einem Wochenende den für seine Herbstblätter bekannten Kebler Pass überquerten. Scheints soll der dortige Aspenwald die grösste Biomasse der Welt sein. Die ca. 47’000 Aspenbäume haben ein gemeinsames Wurzelsystem und alle Bäume sind genetisch identisch. Mit Hunderten von Fahrzeugen auf der staubigen Piste war die Fahrt alles andere als beeindruckend, sondern lang und mühsam. Auch das an und für sich hübsche ehemalige Minendorf Crested Butte war für unseren Geschmack viel zu überlaufen, was ihm seinen ganzen Charme nahm.

Obwohl sich nicht so richtig stabiles Schönwetter einstellen wollte, folgten wir den Herbstfarben nach Lake City. Denn hier beginnt der unbefestigte, 3’950 Meter hohe Engineer-Pass, der für David schon lange ein Ziel war😉.
Etwas ratlos und etwas fröstelnd suchten wir mit dem WiFi der Touristeninformation in Lake City nach gutem Wetter, als uns Rick und Carrie ansprachen. Die beiden hatten gerade ihre erste Veloreise hinter sich und waren absolut begeistert davon. Sie fragten, wohin wir denn wollten, und meinten, dass jetzt nicht der Zeitpunkt sei, tiefer in die Berge zu fahren. Morgen sei ein neuer Tag, wir dürften gerne bei ihnen übernachten, sie würden gleich ihre Espressomaschine einschalten gehen! Dazu liessen wir uns natürlich nicht zweimal bitten, markierten ihre Adresse in unserer App und standen eine Stunde später vor ihrer Haus- bwz. Wohnwagentür. Die beiden bauen sich ein riesiges Haus und wohnen währenddessen in ihrem Wohnwagen in der Grösse eines Postautos. «Unser» Gästezimmer mit Bad war der einzige fertiggestellte Raum im Haus, Kaffee und hausgemachte Cookies durften wir im Wohnwagen geniessen. Nach einer warmen Dusche bereitete Carrie ein herrliches Znacht zu und wir verbrachten mit unseren spontanen Gastgebern einen gemütlichen Abend im warmen Wohnwagen… wir Glückspilze!

Am Morgen hatten wir es mit der Abfahrt nicht eilig, genossen das Zmorge und statteten später der Bäckerei und dem Supermarkt einen erneuten Besuch ab. Da noch immer Wolken über die Berge zogen, legten wir lediglich ein paar Kilometer bis zu einem Gratiscampingplatz am Dorfausgang zurück. Das Warten hat sich gelohnt, denn am nächsten Tag strahlte die Sonne vom wolkenlosen Himmel und brachte die prächtigen Herbstblätter zum Leuchten, wow!! Ganz so genussvoll war die «Fahrt» über den Engineer Pass allerdings nicht, die 4×4 Strasse war sehr steinig und im oberen Teil viel zu steil zum Pedalieren. Manchmal mussten wir unsere Velos sogar zu zweit die Kurven hochmurksen, was uns auf fast 4’000 Metern ordentlich ins Schnaufen brachte. Irgendwann hatten wir es geschafft und uns die tolle Aussicht auf die San Juan Mountains verdient.

Leider war die Abfahrt weder weniger steil noch weniger steinig, sodass ich weiterhin überwiegend schiebend vorankam. Das unserer Ansicht nach überbewertete Geisterdorf Animas Forks mit Überresten aus der geschäftigen Minenzeit, erreichten wir viel später und erschöpfter als vorgesehen. Scotts Empfehlungen hätten uns über drei weitere Offroad-Pässe viel direkter und mit insgesamt weniger Höhenmetern nach Telluride geführt. Aber mit Motor unter dem Hintern sind steinige Pisten mit 10% Durchschnittssteigung besser zu meistern😊. Wir entschieden uns einmal mehr für eine einfachere Variante, welche uns ins Dorf Silverton hinunterführte. Das Örtchen lag noch komplett im Schatten der Berge und erwachte gerade, als wir morgens mit kalten Händen und Füssen einrollten. Bevor wir irgendetwas anschauten, setzten wir uns in ein Café und wärmten uns auf. Oh, tat das gut!
Beim Wasserfüllen an der Tankstelle erfuhren wir, dass der letzte der drei von Scott empfohlenen Pässe gesperrt war. Ein einheimischer Tourist war mit seinem Mietwagen in falscher Richtung den Einbahnpass hochgefahren und steckengeblieben. Mit dieser Aktion schaffte er es sogar in die Denver News. Nach der ersten Enttäuschung kam bei uns schnell die Erleichterung: Wir mussten die Velos nicht noch einmal über einen steilen Pass schieben und durften stattdessen den 1-Million-$-Highway in Richtung Norden geniessen. Eine gute Wahl, denn die Sonne wärmte herrlich und die Herbstfarben hätten brillanter nicht sein können!

Wie das Dorf Aspen war auch Telluride zweifellos spektakulär gelegen aber etwas zu nobel für uns. Aufziehende Gewitterwolken ergänzten die Szenerie auf dramatische Weise, wobei wir gerne darauf verzichtet hätten… denn wir wurden vom Regen voll erwischt. Eine ausladende Tanne hielt uns am Abend und in der Nacht zum Glück ziemlich trocken.

Ohne Gegenwind wäre es bis Dolores eine rasante Abfahrt gewesen. Mit Wind mussten wir uns den Aufenthalt bei den Warmshowers-Gastgebern Dave und Belinda etwas mehr verdienen. Beim geselligen Znacht waren Wind, Gewitter und die vielen Planänderungen schnell vergessen und wir genossen den Austausch am Esstisch. Gestärkt und mit vielen Tipps für die Weiterreise ausgestattet, liessen wir unsere Räder heute Morgen nach Cortez hinunterrollen. Hier planen wir eine Route, schreiben eine Einkaufsliste und diesen Beitrag…
Dieser Beitrag wurde am 5. Oktober 2025 geschrieben und am 11. Oktober 2025 publiziert.



























































































Time only goes! Have a good time!
Danke Alex, das tun wir!😉