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Pannen
Zelt
ohne Dusche
>50% Sonne
Schokolade
Bunte Felsen im Süden Utahs
Nichts erinnerte mehr an die Berge und die farbigen Herbstwälder Colorados, als wir nur eine Tagesetappe vom Ort Cortez entfernt die markanten Tafelberge des Monument Valleys erblickten. Zwar zeigten sich diese erst in der Ferne, aber es war magisch, im Abendlicht darauf zuzurollen!
Die Aussichtsplattform auf die weltberühmten Felskuppen war unser nächstes Tagesziel. In der warmen, späten Nachmittagssonne sassen wir dort eine Weile und genossen fast allein die Kulisse, in welcher über 60 Filme gedreht wurden. Vergleichsweise klein und unbekannt aber nicht weniger eindrücklich fanden wir die Felszacken des Valley of the Gods, welches wir über die 25 Kilometer lange Piste erkundeten.

Nach unserem kurzen Abstecher Richtung Südwesten kamen wir ins Örtchen Mexican Hat zurück und stärkten uns an der Tankstelle für den bevorstehenden Aufstieg über die Haarnadelkurven des Moki Dugway. Aus der Distanz konnten wir uns kaum vorstellen, wie sich die Strasse durch die steil abfallenden Felsen auf das 400 Meter höher gelegene Plateau schlängeln sollte. Bei den vielen Warnschildern zu Gradienten von über 10% auf unbefestigtem Untergrund sah ich schon eine Schiebepartie auf uns zukommen. Meine Befürchtungen erwiesen sich jedoch als völlig unbegründet, denn die Piste war breit, weniger steil als angegeben und ohne grössere Anstrengung durchgehend befahrbar. Wir mussten nur stoppen, um die Ausblicke auf das unter uns liegende Valley of the Gods zu geniessen und davon Fotos zu machen. Noch spektakulärer war die Sicht vom Muley Point, einem Aussichtspunkt am Rande des Plateaus, welchen wir über eine kurze Lehmpiste erreichten.

Als wir dort ankamen, hatten sich bereits viele Camper für eine Nacht unter dem Sternenhimmel eingerichtet. Da wir aufgrund des schweisstreibenden Aufstiegs etwas wenig Wasser dabeihatten, suchten wir nun jemanden, der unsere Flaschen auffüllen könnte. Wir entschieden uns für Paul aus Oregon, ein Glücksfall! Er versorgte uns nicht nur mit Wasser, sondern offerierte uns auch eine warme Outdoor-Dusche, unter die wir uns unverzüglich und genüsslich stellten. Ein gasbetriebener Durchlauferhitzer in der Hintertür seines Campervans machte diesen Luxus möglich.

Frisch gewaschen kochten wir auf den Felsen am Muley Point unser Znacht. Obwohl wir vom grandiosen Panoramablick aufs Monument Valley und die Schlucht des San Juan Rivers fast nicht genug bekommen konnten und hier gerne unser Zelt aufgeschlagen hätten, rangen wir uns im Mondschein zum Aufbruch durch. Es waren Gewitter vorhergesagt und am Horizont gingen schon die ersten Blitze nieder. Wir wollten mindestens bis zur Asphaltstrasse zurückfahren, denn Schilder wiesen darauf hin, dass die Strasse bei Nässe unpassierbar werden würde. Also verabschiedeten wir uns von Paul und freuten uns schon auf ein Wiedersehen in einigen Tagen. Er hatte uns nämlich angeboten, mit ihm und einigen Freunden den Gruppenzeltplatz im Needles District des Canyonlands Nationalparks zu teilen. Sie hätten den Platz für eine ganze Woche reserviert und könnten problemlos ein zusätzliches Zelt aufnehmen, es hätte sicher niemand etwas dagegen. Wir wollten diesen Teil des Nationalparks ohnehin besuchen, hatten aber bisher mit der 60 Kilometer langen Stichstrasse gehadert. Dank Pauls Angebot war uns nun klar, dass wir die Zusatzkilometer auf jeden Fall in Kauf nehmen würden.
Die nächtliche Weiterfahrt hatte uns zwar viel Überwindung gekostet, machte dann aber richtig Spass. Bei Vollmond und ohne Verkehr kamen wir so locker voran, dass wir schliesslich eine Stunde bis zu einem Kiesplatz pedalierten, wo wir gegen 22 Uhr unser Nachtlager aufschlugen. Wie froh waren wir über diesen Effort, als in der Nacht der Regen auf unser Zelt prasselte!

Am nächsten Vormittag erwischten uns die Gewitter und mangels Unterstands radelten wir durch den strömenden Regen bis die Sonne wieder zum Vorschein kam. Am Abend setzte der Regen jedoch wieder ein und nötigte uns dazu, im WC-Häuschen eines National Forest Campingplatzes zu kochen. Das angekündigte Regenwetter hielt sich auch zwei weitere Tage hartnäckig. Wir verbrachten die Zeit im Visitorcenter, der Bibliothek, den Tankstellen und im überdachten Unterstand des Dorfplatzes von Monticello. Dustin ersparte uns eine weitere nasse Nacht im Zelt: Im Hinterhof seines Hauses stand ein heimelig eingerichteter Bauwagen, in dem wir uns einquartieren durften.

Auf die Nacht am Trockenen folgte endlich ein Fahrtag an der Sonne. Durch eine wunderschöne, rot gefärbte Schlucht kurvten wir dem Needles District des Canyonland Nationalparks entgegen. Als wir auf dem Gruppencampingplatz im Park eintrafen, wurden wir von Paul und seinen Freunden begrüsst. Wieder durften wir zwischen den Hintertüren von Pauls Van eine warme Dusche nehmen und uns anschliessend mit Lasagne aus dem Römertopf ans Lagerfeuer setzen. Es war, als hätten wir schon immer zur Gruppe gehört.

Am Morgen brachen wir zum Glück zu einer Wanderung auf, bevor es schon wieder zu nieseln begann. Im Regen wären wir bestimmt nicht losmarschiert und hätten den Rundweg durch die beeindruckenden Felsnadeln verpasst. Nach einem weiteren geselligen Abend am Feuer fuhren wir am nächsten Tag im Gewitterregen an die Hauptstrasse zurück. Die dunklen Wolken sorgten zwar für schöne Stimmungen aber darauf hätten wir inzwischen gerne verzichtet! Immerhin wurde es zum Mittag hin trocken und ein kräftiger Rückenwind blies uns schneller als erwartet nach Moab. Dort kamen wir spontan im Gästehaus einer etwas ausgefallenen Warmshower Gastgeberin unter. Die Kunst im Garten und im Haus war irgendwo zwischen kreativ, geschmackvoll, skurril und gruselig. Aber wir wurden sehr wohlwollend empfangen und um eine spannende Begegnung reicher!

Nur wenige Kilometer nördlich von Moab liegt der Arches Nationalpark, welchen wir uns nicht entgehen lassen wollten. Obwohl der Park klein ist, liegen die Attraktionen so weit auseinander, dass wir den ganzen Tag benötigten, um den ausgebuchten Campingplatz zu erreichen. Hier durften wir uns einmal mehr auf dem Platz eines netten Paars einrichten, bevor wir vor dem Regen ins Zelt flüchteten. Die Ausfahrt aus dem Nationalpark kürzten wir über eine tolle Schotterstrasse ab, welche uns viele Höhenmeter und etliche Kilometer auf der schmalen, stark befahrenen Hauptstrasse ersparte. So konnten wir unseren Schlenker nach Norden auf angenehme Weise beenden und auf der Autobahn I-15 wieder Kurs in Richtung Westen nehmen. Doch weitere Umwege standen unmittelbar bevor.

Der erste führte in den Goblin Valley State Park hinein. Die witzigen Gesteinsformationen im Park erweckten den Eindruck eines riesigen Spielplatzes und verbreiteten unter den Besuchern eine spürbar fröhliche Stimmung. Im nächsten Örtchen Hanksville tranken wir gerade einen Tankstellenkaffee, als uns zwei Herren fragten, ob wir die Steaks aus ihrer Kühlbox haben möchten. Sie seien auf dem Heimweg und würden sonst alles wegschmeissen. Nein, für das Fleisch hätten wir keine Verwendung aber andere Lebensmittel würden wir eigentlich nie ablehnen. Ah gut, sie hätten auch noch etwas Gemüse und Früchte dabei. Wir nahmen ihnen fünf Tüten Salat, eine riesige Früchteschale, zwei Joghurts und eine Packung Süsskartoffeln ab. Mehr konnten wir beim besten Willen nicht mitnehmen, weshalb bestes Fleisch, Speck, Eier, Käse, mehrere Joghurts, Gemüse und Früchte im Müll landeten. Uns tat es weh, dabei zuzuschauen! Wir dachten noch eine Weile über diese unnötige Verschwendung nach, bis uns die spektakuläre Landschaft des Capitol Reef Nationalparks auf andere Gedanken brachte. Dieser Nationalpark hatte uns auf einem Roadtrip 2014 enttäuscht, da wir ohne 4×4 Fahrzeug die meisten Sehenswürdigkeiten nicht besichtigt konnten.

Diesmal sollte es anders werden: David hatte im Nord- und Südteil des Parks je eine Rundtour über Sandpisten anvisiert. Über die Nordroute konnte uns niemand richtig Auskunft geben, da sich ein grosser Teil der Strecke ausserhalb des Nationalparks befand und durch den National Forest führte. Auf dessen offizieller Webseite werden normalerweise Informationen zu aktuellen Strassenzuständen publiziert, aber seit dem Government-Shutdown vertröstet einem die Meldung «Die radikal linken Demokraten haben die Regierung lahmgelegt.» 🙄. Ein Angestellter des Cathedral Valley Inns bewertete die Strecke als schwierig, aber machbar. Die Rangerin im Infozentrum des Nationalparks war sehr bestimmt und sagte, die Strasse sei mit dem Velo unmöglich. Wir glaubten lieber dem Motelangestellten und fuhren nach Loa weiter, um von dort aus unsere Tour ins Cathedral Valley im Nordteil des Capitol Reef Nationalparks zu starten.

Die Strasse war zwar sandig aber trotzdem viel besser als erwartet und führte uns durch eine superschöne Umgebung mit majestätischen Felskathedralen. Sehr zufrieden mit unserer Routenwahl kehrten wir nach der Rundtour zum Cathedral Valley Inn zurück, bedankten uns für den guten Rat, tankten Wasser auf und durften uns am Frühstücksbuffet eine frische Waffel backen😋. So konnte es weitergehen … und dies tat es auch! Auf der Piste im Südteil des Parks wurden wir wiederum mit eindrücklichen Felsformationen und grossartigen Weitblicken belohnt.

Die Panoramastrasse vor Escalante war zwar weniger anstrengend, aber genauso sehenswert und machte ihrem Namen alle Ehre. Ja, wir können uns für diese Tafelberg-Landschaft wirklich sehr begeistern😉!
Aus dem Besuch eines Slot Canyons bei Escalante sollte leider nichts werden, denn als wir den Ort erreichten, begann es in Strömen zu regnen. Eigentlich wollten wir nur kurz an einer Tankstelle halten und das Gröbste vorbeiziehen lassen. Aber so schnell ging das nicht und wir verliessen unseren warmen, trockenen Unterschlupf erst am späten Nachmittag, um im Dorfpark zu kochen und etwas ausserhalb des Wohngebiets zu zelten.

Kaum war die Regenfront vorbei, wärmte tagsüber die Sonne wieder ganz ordentlich. Doch in den klaren Nächten im Bryce Canyon Nationalpark fielen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Umso dankbarer waren wir unseren Velofreunden Dan und Salome, dass sie uns einen Jeton für eine warme Dusche versteckt hatten ❤️! Wie alle anderen Touristen unternahmen auch wir eine kurze Wanderung durch die Hoodoos, bestaunten das Amphitheater von den Aussichtspunkten aus und reisten dann weiter in den Zion Nationalpark.

Auf den Besuch dieses Parks freuten wir uns besonders, da der belgische Radler Fabrice, eine Bekanntschaft aus dem Yellowstone, dort einen Campingplatz reserviert hatte und uns einlud, diesen mit ihm sowie Dan und Salome zu teilen. Wie schön, diese vertrauten Gesichter wiederzusehen und mit ihnen Geschichten auszutauschen! Wir haben aber nicht nur geschwatzt, sondern auch Angels Landing erwandert, wofür eigentlich eine Bewilligung zwecks Beschränkung der Besucherzahl benötigt wird. Dank Government-Shutdown wurde der Zutritt aber nur bis um 15 Uhr kontrolliert😉.

Leider mussten wir uns schon bald von unseren Velofreunden verabschieden, um nach St. George weiterzufahren. Hier dürfen wir bei der Warmshower Gastgeberin Sylvia und ihrem Mann Eric residieren. Ein bisschen unangenehm war es uns schon, als wir staubig und verschwitzt in ihr blitzblankes Wohnzimmer mit Panoramafenster eintraten. Nach einer Dusche und in sauberen Kleidern fühlten wir uns wesentlich wohler und genossen das Abendessen sowie die spannenden Gespräche über Land, Leute und unterschiedliche Ansichten. Heute nutzten wir Platz und Zeit, um unsere Velos zu putzen und zu warten, Kleider zu waschen und die warmen Sachen tiefer in unseren Taschen zu verstauen. Ob wir damit zu voreilig waren, wird sich bald zeigen…

Dieser Beitrag wurde am 29. Oktober 2025 geschrieben und am 3. November 2025 publiziert.
















































































































Wo sind die schönen Fotos? Eure Erzählungen wecken schöne Erinnerungen an die wirklich einmaligen Nationalparks. Danke für den interessanten Bericht und macht es gut. Liebe Grüsse Annemarie
Schöne Bilder! Gruss aus Bern – Bären gibts auch hier – zum Glück sind sie hier im Graben.
Bohnenmus mit Sauerrahm ist das gut?
Intressante reisebericht und schön zu lesen, dass es euch gut geht. Der Westküste ist total anders als den Ostküste von der USA. Hoffen wir treffen uns irgendwo wieder
Herrlich! Da werden Erinnerungen wach… und das Fernweh wächst.
Herzliche Grüße aus Chemnitz, der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 😊 von Mirko & Ina
Buen Viaje!
Herrlich! Da werden Erinnerungen wach… und das Fernweh wächst.
Herzliche Grüße aus Chemnitz, der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 😊 von Mirko & Ina
Buen Viaje!
Vielen Dank für die vielen schönen Fotos und Bericht von diesen interessanten Gegenden . Alles Gute auf eurer Weiterreise