Nachdem David eine neuerliche Magenverstimmung auskuriert hatte, starteten wir unsere Wanderung zum Heiligen See von Arslanbob (Kol Mazar). Dank den unfreiwilligen Pausentagen konnten wir für unseren Ausflug von einem perfekten Schönwetterfenster profitieren. Um Platz im Rucksack zu sparen, kochten wir die Abendessen (Buchweizeneintopf) vor und füllten sie appetitlich in Zip-Locker Plastiksäcke ab😉.

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Den ersten halben Tag wanderten wir unspektakulär dem Fluss entlang und an behelfsmässigen Alphütten aus Plastik vorbei. Die Hirtenfamilien verbringen in diesen Behausungen den Sommer und harren auch Regen und Schnee aus. Uns gegenüber waren sie sehr reserviert und haben weder aufs Grüssen noch aufs Winken reagiert. Kurz vor dem langen Anstieg kam ein Hirtenpaar mit Brot und einem Topf Nidle zum Tunken auf uns zu. Über diese schöne Geste freuten wir uns riesig!

Am Nachmittag erreichten wir den Pass, von wo der Pfad flacher und über wunderbar blühende Alpweiden weiterging. Gemäss Auskunft des lokalen CBT (Community Based Tourism) Büros gäbe es auf dem Weg zum See noch zwei kleine Schneefelder zu überqueren. Die Realität zeigte, dass der Wanderweg teilweise komplett schneebedeckt war und wir den Umweg über einen zusätzlichen Hügel nehmen mussten. Wir hatten schon lange damit aufgehört, die Schneefelder zu zählen, als wir abends unser Zelt mitten in einer Blumenwiese aufbauten😊.

Am nächsten Morgen genossen wir das wunderbare Panorama und die Wanderung im Bergfrühling. Etwa 5km vor dem Kol Mazar See führte der Weg durch ein nordseitiges Couloir mit Bach, welches noch komplett mit Schnee gefüllt war. Als David bis zu den Hüften im Schnee einbrach, war es Zeit für eine Lagebeurteilung bei einem Reiheli Schoggi😉. Obwohl die Passage wahrscheinlich gut zu bewältigen gewesen wäre, entschieden wir uns mangels Stöcken und richtigen Wanderschuhen für die Umkehr (wir können unsere Schweizer Herkunft nicht leugnen😊). Den Blick auf den See genossen wir von weiter oben und waren auch ohne Erreichen des Ziels sehr zufrieden.

Geärgert haben wir uns hingegen über die unzulänglichen Auskünfte des CBT-Büros.

CBT – Community Based Tourism

CBT wurde als Entwicklungsprojekt von Helvetas im Jahr 2000 ins Leben gerufen. Ca. 23 Jahren später existieren ein Dachverband in Bishkek und lokale CBT-Büros in den wichtigsten Touristenorten.

Wir fanden die Idee hervorragend: Die CBT-Büros vermitteln den Touristen (assoziierte) Gästehäuser, Jurten-Aufenthalte oder Tour-Angebote mit lokalen Führern. Dafür erhält CBT eine Kommission, mit welcher kleine Hilfsprojekte realisiert und die laufenden Kosten gedeckt werden. Alles Geld bleibt in Kirgistan.

In unserem Reiseführer wird CBT praktisch auf jeder Seite löblich erwähnt. Leider machten wir vor Ort andere Erfahrungen, welche von allen Reisenden geteilt wurden, mit denen wir uns darüber unterhielten. Vom Pioniergeist der Anfangsjahre ist bei den besuchten Gästehäusern nicht viel übriggeblieben: Mangelnde Begeisterung, fehlender Servicegedanke, Innovationslosigkeit und Vetternwirtschaft verbreiten den Eindruck von Lethargie. Weil es kein Bewertungs- oder Feedbacksystem gibt, können die Touristen nicht zwischen guten und schlechten Gästehäusern oder Angeboten unterscheiden. Ob dies der Sinn eines Entwicklungsprojektes für sogenannt ökologisch «nachhaltigen» Tourismus ist?
Seit Arslanbob meiden wir den CBT-Service und berücksichtigen Private, die mit viel Begeisterung und Engagement Übernachtungen und Essen anbieten (zur Hälfte des Preises).

Nach der dreitägigen Wanderung holten wir unser Gepäck im Guesthouse ab und fanden die vergessene Seife unangetastet in der ungeputzten Dusche😊. Wir freuten uns auf die Weiterfahrt, weg vom konservativen Arslanbob und tiefer in die kirgisischen Berge!