Die Reise durch den Norden von Thailand begann ähnlich, wie sie in Laos aufgehört hatte: steile Hügel, Nudelsuppe zu jeder Mahlzeit, dazu gezuckerte Sojamilch.

Aktiviere Karte Deaktiviere Karte

Je weiter wir gegen Süden fuhren, desto flacher wurden die Strassen. Das Rollen auf dem glatt asphaltierten, breiten Velostreifen war eine richtige Freude und wir kamen so unbeschwert und mühelos voran wie schon lange nicht mehr. Dazu kam, dass wir in Thailand (anders als in den Nachbarländern) den Eiswürfeln vertrauten und kühlender Eiskaffee unsere Pausen versüsste. Die Trockenzeit mit Temperaturen von bis zu 37°C im Schatten (entsprechend mehr auf der Strasse) hatte nämlich begonnen, sodass Abkühlung sehr willkommen war.

In Nan machten wir eine längere Pause, besichtigten die schönen Tempel und schlenderten über den Nachtmarkt. Früh morgens besuchten wir den Frischmarkt und genossen die magische Ruhe, welche herrschte, während die vielen Mönche ihre Almosen (=Essensspenden) empfingen. Ein Tag pures Faulenzen, das nur durch ein paar Schritte für die Nahrungsbeschaffung unterbrochen wurde, machte den perfekten Abschluss unseres Aufenthalts im beschaulichen Nan.

Eigentlich hatten wir vorgesehen, eine Tour durch die Berge Nordthailands zu unternehmen. Weil durch die Hitze die «burning season» früher einsetzte als üblich, fuhren wir ohne Abstecher direkt weiter Richtung Süden. Nach alter Tradition werden im Norden Thailands (aber auch in Laos, Kambodscha, Myanmar und anderen Teilen Südostasiens) in der Trockenzeit Felder und Böschungen abgebrannt sowie Brandrodung betrieben. Normalerweise sollen die Brände im März und April am intensivsten sein, dann herrscht hier die weltweit schlechteste Luftqualität! Uns fiel schon im Februar das Atmen schwer und die (Weit)sicht war wegen des Smogs getrübt.

Auf unserer weiteren Route verzichteten wir auf Umwege und besichtigten nur die nahgelegenen Sehenswürdigkeiten: Bei Sukothai besuchten wir die Ruinen der ehemaligen Hauptstadt des ersten Thai-Königreichs aus dem 13.-15. Jahrhundert. Weiter östlich amüsierten wir uns über ein «Buddha-Disneyland» rund um eine riesige fünffache Buddhastatue. In der Nähe von Udon Thani liessen wir uns frühmorgens auf einen See voller blühender Lotusblumen gondeln und in That Phanom waren wir einmal mehr fasziniert davon, wie ausgelassen und laut in Tempeln gefeiert wird.

Übernachtungsgelegenheiten gab es reichlich, denn Polizeistationen haben immer ein Plätzchen zum Zelten. Auch die Versorgung mit Flüssigkeit und Essen war dank den unzähligen Strassenküchen überhaupt kein Problem. Allerdings hätten wir von der Thailändischen Küche bezüglich Vielfalt und Portionengrösse mehr erwartet. Wir ernährten uns praktisch nur von Nudelsuppe und «Fried Rice», selten gabs Pad Thai oder Gemüse, das berühmte Thai-Curry fanden wir nie… Der Versuch, die genannten Gerichte ohne Fleisch zu bekommen, war ein Meisterwerk der Kommunikation. Obwohl die buddhistischen Mönche keinem Menschen oder Tier etwas zuleide tun dürfen und daher per se Vegetarier sind, war eine Nudelsuppe ohne Fleischstückchen für alle unvorstellbar😉. Die Portionen waren so klein, dass wir unsere Mahlzeiten jeweils mit Nüssen und Süssem ergänzten. Dies schien nicht nur uns nimmersatten Velofahrern, sondern auch zahlreichen Einheimischen so zu gehen. Die vielen Snacks und Süssigkeiten bringen offensichtlich Gewichtsprobleme mit sich.

Spitalbesuche werden normalerweise nicht mit positiven Erlebnissen assoziiert und lösen keine Begeisterungsstürme aus. Unsere Erfahrung in Udon Thani war anders: Am Abend vor unserer Fahrt durch die Stadt fand David heraus, dass das AEK Udon Spital autorisiert ist, den obligaten Gesundheitscheck fürs Australische Visum durchzuführen. Weil das Spital an unserer Route lag, gingen wir am nächsten Tag zur Siesta in verschwitzten Velokleidern an die Rezeption der Klinik, um uns nach einem Termin und den Kosten zu erkundigen. Zu unserem Erstaunen konnten wir sofort mit der Kontrolle starten und nach anderthalb Stunden verliessen wir das Spital höchst zufrieden. Alle Untersuchungen und Formalitäten waren professionell, speditiv und zuvorkommend erledigt. So reibungslos hätten wir uns das Prozedere niemals vorgestellt!
Zwei Tage später erhielten wir eine E-Mail vom Australischen Department of Home Affairs mit den erwünschten 1-Jahresvisa! Australien, wir kommen…😊

Vor grössere Schwierigkeiten stellte uns hingegen die Beschaffung eines (transportablen) Mückennetzes. In einer Region, wo es Malaria und Dengue gibt, hätten wir damit nicht gerechnet. Die erfolglose Suche vor Ort veranlasste uns zur Onlinebestellung und diese wiederum brachte uns in Kontakt mit Kleis, einem sehr sympathischen Warmshower-Gastgeber. Bei ihm und seiner Freundin durften wir das Mückennetz abholen und einen schönen Abend mit spannenden Gesprächen verbringen. Vielen Dank, Kleis und Aradin!

Ein weiteres Beispiel herzlicher Gastfreundschaft erlebten wir bei unserer letzten Übernachtung an einer Polizeistation in Thailand. Die Polizisten fanden es draussen zu heiss und brachten uns deshalb je einen Ventilator an den Tisch und vors Zelt. Dazu schenkten sie uns kaltes Wasser, Glace und Sportgetränke😊. Auch ausserhalb der Polizeistationen fühlten wir uns im Nordosten von Thailand stets willkommen und wurden offen und wahrhaftig freundlich behandelt. Den vorhandenen Englischkenntnissen, Neugier und einer verbreiteten Begeisterung fürs Velofahren verdankten wir recht viel Austausch mit der lokalen Bevölkerung. Entgegen vieler Berichte und Befürchtungen wurden wir nirgends übers Ohr gehauen.
Heute führt uns die Reise über die Grenze in den Süden von Laos und dann via Kambodscha zurück nach Thailand.