Gerne hätten wir den Golf von Thailand mit einer Fähre überquert und damit die thailändische Hauptstadt Bangkok umfahren. Unsere Recherche brachte jedoch nur eingestellte Schiffsverbindungen hervor.

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Uns blieb nichts anderes übrig, als mitten durch Bangkok zu pedalieren oder die Hauptstadt in einem grossen Bogen zu umfahren. Wir entschieden uns für die direkte Route durch die Stadt. Die Strecke dorthin führte durch Maniok-, Ananas- und erste Palmölplantagen und war weder landschaftlich noch velofahrtechnisch besonders reizvoll. Spannung kam einzig bei der Fahrt durch ein 20km langes Elefantenreservat auf, welches wir trotz dem Motorrad-Fahrverbot passierten (wir haben ja keinen Motor😉).  Zum Glück (oder leider?) sahen wir ausser haufenweise Elefanten-Dung nichts von den Tieren.

Abwechslungsreicher als die Tage waren die Übernachtungen: Beim Campieren an einer Polizeistation bauten wir unser Zelt erstmals ohne Aussenzelt auf. Weil das Innenzelt nicht freistehend ist, brauchte es beim Abspannen etwas Phantasie. Aber das Bisschen Durchzug durchs Türnetz kombiniert mit unserem neuen Mini-Ventilator machten Tropennächte im Freien wesentlich erträglicher. Unser neuer Billig-Lüfter wurde so unentbehrlich, dass das Aufladen seiner Batterien oberste Priorität hatte😃.

Auf der Einfahrt nach Bangkok hatten wir Mühe, einen Übernachtungsplatz zu finden. Bei der Strassenpolizei war Campieren ausnahmsweise nicht erlaubt und auch sonst war es nirgends möglich. Mangels bezahlbarer Unterkünfte war der Moment gekommen, an eine Tempeltür zu klopfen. Zwei Mönche wiesen uns freundlich einen riesigen Saal zu und brachten Ventilatoren. Wir durften uns von stapelweise gespendetem Trinkwasser bedienen, schmunzelten über die Grossvorräte an ebenfalls gespendeten Putzmitteln und schliefen herrlich, während Buddhastatuen über uns wachten.

Auf den restlichen 50km bis zur Unterkunft in Bangkok empfanden wir den Verkehr als erstaunlich entspannt und rücksichtsvoll. Nur die vielen Überführungen und Kanäle waren alles andere als velofreundlich… Mit der Stadt wurden wir nicht warm: zu heiss, zu gross, zu feucht, zu lärmig, zu stinkig, zu wenig Sehenswertes und ein schlechtes Händchen bei der Wahl von Essen und Unterkunft.

Nach zwei Tagen zog es uns dem nächsten Fixpunkt auf Kho Samui entgegen. Wir hatten uns mit Freunden verabredet, die dort Ferien machten😊. Um die Strecke bis Kho Samui interessanter zu machen, bauten wir den Besuch von zwei Nationalparks in unsere Route ein. Der Kaeng Krachan Nationalpark ist besonders bei Vogelkennern bekannt und beliebt. Aber der Park ist auch die Heimat von Affen, Elefanten, Tiger, Leoparden und ganz vielen anderen Tieren.  Wir wollten auf dem Campingplatz im Dschungel übernachten, den Geräuschen lauschen, Affen und Elefanten sehen und vielleicht dem Tiger «Hallo» sagen😉.
Weil das Velofahren im Park verboten war, deponierten die Velos beim Eingangstor und reisten per Autostopp weiter. Wobei wir niemanden stoppen mussten: der Parkwächter hatte uns schon die Mitfahrgelegenheit auf der Ladefläche eines Pickups organisiert.

Auf dem Campingplatz im Park gönnten wir uns erstmal eine lange Siesta und später einen Spaziergang auf der Waldstrasse. Zu sehen gab es vor allem Parkbesucher mit gigantischen Objektiven. Des Weiteren sahen wir herzige Äffchen, einen Fasan und aufregende Schmetterlinge… wer braucht da schon einen Tiger😉? Die grösste Gefahr war der Ameisenhaufen unter unserem Zelt, wegen welchem wir in der Nacht umziehen mussten. Ansonsten war die Nacht im Dschungel nicht speziell abenteuerlich, die Zikaden und Vögel klangen gleich wie überall😉.
Am nächsten Morgen war nicht viel los, insbesondere fuhr niemand aus dem Park heraus zum Eingangstor. Die Bistrobesitzerin versicherte uns schon mal, dass sie uns um 15 Uhr mitnehmen würde. Zum Glück mussten wir nicht so lange warten und durften bei einer netten Mutter und ihren zwei Kindern mitfahren.

Im weiter südlich gelegenen Kui Buri Nationalpark versuchten wir nochmals unser Glück und gingen auf Elefanten-Safari. Leider hatten wir keinen Erfolg aber ein paar unterhaltsame Stunden mit einem holländischen Paar und ihrer sympathischen Reiseführerin. Scheints blüht zur aktuellen Jahreszeit der Dschungel und die Elefanten fressen lieber dort als unter Beobachtung der vielen Touristen.

Die Weiterfahrt führte durch viel Grün (v.a. Palmöl-, Kokos- und Kautschukplantagen) und selten der Küste entlang. Die Strassen waren tipptopp, die Eiskaffees erfrischend und süss, das Essen variationsreicher und leckerer als im Norden und 7-Eleven zum Abkühlen fanden wir reichlich. Aber die Tage waren weder aufregend noch ereignisreich, sodass wir uns häufig mit Podcasts von der Monotonie und Hitze ablenkten.

Nach zehn Tagen hatten wir Donsak erreicht, wo die Fähre nach Kho Samui ablegte. Hätten wir auf der Touristeninsel nicht unsere Freunde getroffen, wären wir niemals dort gelandet. Unser Mini-Bungalow auf einem Campingplatz lag glücklicherweise in einem ruhigen Teil der Insel. Vom gemischten Touristenpublikum sahen wir aber auch hier genug😉. Ein bisschen Strand, eine schweisstreibende Velotour über eine unglaublich steile Strasse zu einem Aussichtstempel und gemütliches Beisammensein mit unseren Freunden liessen die Zeit schnell vergehen. Steve und Darya haben uns nicht nur einen Schoggihasen mitgebracht, den wir gleichen Abends vor dem Schmelzen bewahrten (Danke😋!!!), sondern auch unsere neuste Errungenschaft: Helmkrempen mit dem passenden Namen «DaBrim». Zwar sind sie nicht ausgesprochen sexy, aber der mitfahrende Schatten hat sich auf der Weiterreise bewährt.

Auf die Querung des heissen Inlandes und den Besuch weiterer Ferieninseln verzichteten wir gerne und schlugen stattdessen den Weg entlang der Nordküste von Thailand ein. Unterwegs waren der Besuch des Wat Phra Mahathat in Nakhon Si Thamarat, die hübsche Altstadt von Songkhla und des Wat Hat Yai Nai sehr lohnend. Der letztere Tempel überraschte uns mit einem 35m langen, liegenden Buddha! Hier wurde zuerst der Buddha und dann das umfassende Gebäude gebaut😊.

Die letzte Übernachtung in Thailand war einmal mehr ein tolles Erlebnis. Die Highway Police bezeichnet ihre Stationen in Thailand offiziell als Raststätten (auch für Velofahrer). Sie bieten zwar keinen Platz zum Zelten, dafür ein Zimmer für ruhebedürftige Reisende. Weil wir normalerwiese auf weniger grossen Strassen unterwegs waren, hatten wir dieses Angebot erst einmal genutzt. Hier vor der malaysischen Grenze machte die Highway Police sogar mit Schildern auf ihre kostenlose Angebote inklusive Übernachtungsgelegenheit aufmerksam😊. Als wir bei der Station eintrafen, wurden wir von einer ganzen Schar Polizisten freundlich empfangen. Unsere Pässe wurden gescannt, ein paar Fotos geschossen und wir durften den zweiten Eintrag in ein riesiges Gästebuch machen. Die Beamten entschuldigten sich, dass die Klimaanlage und der Fernseher im Zimmer noch nicht montiert waren und brachten uns sogleich einen grossen Ventilator😊.

Nach einer erholsamen Nacht und einer kurzen Fahrt zum Grenzort Padang Besar, geniessen wir hier den letzten thailändischen Eiskaffee. Dazu gibts in Papier und Plastikbeuten verpackten Reis mit Poulet zum Znüni. Die Kaffeeverkäuferin hat uns diesen geschenkt, obwohl sie gerade Ramadan macht… Frisch gestärkt, geht’s weiter nach Malaysia!